Bericht: 5 Fragen zu eCall im Auto

Bericht: 5 Fragen zu eCall im Auto

Bei einem schweren Verkehrsunfall kann es auf jede Sekunde ankommen. Ist ein Unfallbeteiligter verletzt, steht er unter Schock oder hat er gar das Bewusstsein verloren, dauert es aber womöglich eine ganze Weile, bis überhaupt ein Notruf abgesetzt wird. In der Stresssituation kann es außerdem schwierig sein, den Rettungskräften zu erklären, wo genau sich die Unfallstelle befindet. Dadurch können wertvolle, eventuell lebenswichtige Minuten verstreichen.

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Bericht 5 Fragen zu eCall im Auto

Um hier Abhilfe zu schaffen, wurde das automatische Notrufsystem Emergency Call, kurz eCall, eingeführt. Seit dem 31. März 2018 verpflichtet die EU-Verordnung 2015/758 Autohersteller dazu, in der EU neu zugelassene Fahrzeugmodelle mit dem Notruf-System auszustatten.

Bei Verkehrsunfällen soll der eCall als digitaler Ersthelfer Notrufstellen schnelle und präzise Informationen übermitteln. Dadurch sollen deutlich weniger Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben kommen.

Doch wie genau funktioniert das System? Für wen gelten die Regelungen? Und was ist mit älteren Fahrzeugen?

In diesem Bericht beantworten wir fünf Fragen zu eCall im Auto!:

  1. Wie arbeitet eCall im Auto?

Vereinfacht erklärt, ruft das eCall-System bei einem Unfall automatisch Hilfe. Bei einem Autounfall, bei dem sich zum Beispiel die Airbags öffnen, setzt das eCall-System automatisch einen Notruf an die 112 ab. Die Insassen des Fahrzeugs können aber auch von Hand ein Notrufsignal auslösen, etwa wenn ein Mitfahrer einen Schwächeanfall hat oder eine Herzattacke erleidet.

Sowohl beim automatischen als auch beim manuellen Notrufsignal greift eCall auf den Mobilfunk und die Satellitenortung zurück, um eine Sprachverbindung zwischen dem Auto und der nächsten Rettungsleitstelle herzustellen. Auf diese Weise kann die Notrufzentrale umgehend in Kontakt mit den Fahrzeuginsassen treten.

Sind diese ansprechbar, können sie genauere Details zum Unfallgeschehen durchgeben. Das von der EU vorgegebene eCall-System ermöglicht dem Autofahrer aber auch, einen Notruf zuerst an ein Notfall-Callcenter des Autoherstellers zu übermitteln.

Neben dem Notruf erhalten die Rettungskräfte per Satellitenortung weitere Daten vom eCall-System. Dazu gehören der genaue Standort des Autos, das Fahrzeug selbst, der Zeitpunkt des Unfalls und die Art, wie der Alarm ausgelöst wurde.

Auch wenn die Unfallbeteiligten nicht ansprechbar sind, erhalten die Rettungskräfte auf diese Weise ohne Zeitverlust alle relevanten Informationen.

Damit das digitale Notrufsystem funktionieren kann, muss die technische Ausstattung einen GPS-Empfänger, Ortungsdaten über Galileo, eine Mobilfunkantenne und ein Steuergerät mit fest verbauter SIM-Karte umfassen.

Außerdem muss das System mit dem Steuergerät des Airbags und einer Freisprechanlage verbunden sein.

  1. Für welche Fahrzeuge ist eCall Pflicht?

Nachdem die EU-Verordnung Ende März 2018 in Kraft getreten ist, müssen alle Fahrzeugmodelle bis 3,5 Tonnen, die ab diesem Zeitpunkt neu auf den Markt kommen, mit dem digitalen Notrufsystem ausgestattet sein.

Für ältere Fahrzeuge, also Modelle mit einer Neugenehmigung vor dem 31. März 2018, gilt die Pflicht nicht. Allerdings ist es hier möglich, freiwillig eine Nachrüstung vorzunehmen. Einige Autobauer bieten außerdem als ergänzende Sonderausstattung ein herstellereigenes eCall-System an.

  1. Worauf gilt es bei einer freiwilligen Nachrüstung zu achten?

Ältere Fahrzeuge müssen nicht mit einem Notrufsystem nachgerüstet werden. Trotzdem kann es sinnvoll sein, über einen Einbau nachzudenken. Die EU-Kommission schätzt, dass durch eCall jedes Jahr bis zu 2.500 Menschenleben gerettet werden können. Experten befürworten deshalb, auch ältere Fahrzeuge mit einem vergleichbaren Notrufsystem nachzurüsten.

Eine technische Lösung haben die Kfz-Versicherer entwickelt. Dazu wird eine entsprechende App auf dem Smartphone installiert und das Smartphone anschließend über den Zigarettenanzünder mit dem Fahrzeug verbunden. Auf diese Weise steht ein Unfallmeldedienst bereit, der meist nur wenige Euro pro Jahr kostet.

Ein gleichwertiges System zum Nachrüsten, das genauso umfangreiche Funktionen hat wie ein bordeigenes eCall-System, gibt es bisher aber nicht. Hinzu kommen Unterschiede beim Datenschutz. Bei eCall ist die SIM-Karte fest im Fahrzeug verbaut und es greifen die Datenschutzregelungen, die für das Notrufsystem vorgesehen sind. Ist ein Unfallmeldedienst über das Infotainment-System des Fahrzeugs angebunden, ist das anders.

Weil sich dieser Dienst im normalen Mobilfunknetz einbucht, stimmt der Autofahrer vertraglich zu, dass eine Datenübertragung erfolgt. Je nach AGB des Anbieters kann dabei auch ein Datenaustausch mit Dritten erfolgen. Wichtig ist deshalb, das Kleingedruckte genau zu lesen.

  1. Wie stehen Autofahrer zu eCall im Auto?

Obwohl es eCall nun schon seit einiger Zeit gibt, haben viele deutsche Autofahrer noch nie etwas von dem System gehört. Andere Autofahrer kennen das digitale Notrufsystem zwar, wissen aber nicht genau, wie es funktioniert.

Umfragen zeigen außerdem Skepsis gegenüber der Technik. So befürchtet rund jeder zweite Autofahrer, dass Hacker das System manipulieren könnten.

Daneben haben viele Autofahrer Bedenken, dass eCall einen Fehlalarm auslösen könnte, zum Beispiel bei einem Bagatellunfall oder wegen eines Systemfehlers. Auch die Sorge, dass eCall im Ernstfall versagt, ist vorhanden.

  1. Sind weitere Sicherheitssysteme geplant?

Bereits im März 2019 hat die EU-Kommission in einer Mitteilung den Wunsch nach mehr Sicherheitstechnik in Fahrzeugen geäußert. Geplant ist, dass ab 2022 Neufahrzeuge in der EU neben eCall mit weiteren intelligenten Sicherheitskomponenten ausgerüstet werden müssen.

Bis zu 30 verschiedene Features sind vorgesehen, darunter zum Beispiel Warnsysteme bei Ablenkung oder Müdigkeit, ein smarter Geschwindigkeitsassistent und ein Datenrekorder für Unfälle. Auch eine Kontrollvorrichtung, die verhindert, dass das Auto nach übermäßigem Alkoholkonsum gestartet werden kann, gehört dazu.

Das Ziel der vernetzten Mobilität ist immer, die Sicherheit im Straßenverkehr zu erhöhen und die Zahl der Verkehrstoten zu senken. Doch die Schattenseite ist, dass es mit Blick auf den Datenschutz problematisch werden kann, wenn zunehmend mehr Fahrzeug- und Bewegungsdaten erfasst werden.

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