Bericht: Was bedeutet die nächste Leitzins-Erhöhung?

Bericht: Was bedeutet die nächste Leitzins-Erhöhung?

Die hohe Inflation hat die Europäische Zentralbank (EZB) dazu veranlasst, die Leitzinsen ein weiteres Mal anzuheben. Damit fanden seit Juli 2022 sieben Erhöhungen statt und der wichtigste Leitzins beträgt nun 3,75 Prozent. Doch was genau ist der Leitzins eigentlich und was bedeuten die Erhöhungen für Verbraucher?

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Bericht Was bedeutet die nächste Leitzins-Erhöhung

In diesem Bericht beantworten wir die wichtigsten Fragen!:

Was ist der Leitzins?

Es gibt drei verschiedene Leitzinssätze, nämlich den Hauptrefinanzierungssatz, den Spitzenrefinanzierungssatz und den Einlagenzins. Um auf die komplizierten Begriffe zu verzichten, wird nur vom Leitzins gesprochen und gemeint ist damit in aller Regel der Hauptrefinanzierungssatz.

Er bestimmt darüber, welchen Zinssatz Banken und Kreditinstitute bezahlen, wenn sie bei der Zentralbank Geld leihen.

Die Zinspolitik der EZB zielt in erster Linie auf ein stabiles Preisniveau ab. In der Marktwirtschaft werden die Preise aber nicht von einer Behörde festgelegt, sondern ergeben sich aus dem Angebot und der Nachfrage.

Folglich kann die EZB durch den Leitzins nur indirekt Einfluss darauf nehmen, wie sich Angebot und Nachfrage und damit auch die Preise entwickeln.

Trotzdem beeinflusst die EZB die allgemeine Zinsentwicklung stark. Das liegt daran, dass die Banken auf Basis der Leitzinsen arbeiten. Kündigt die EZB nur weitere Leitzins-Erhöhungen für die Zukunft an, führt das schon dazu, dass die Banken ihre Zinsen anheben, obwohl die nächste Steigerung von der EZB noch gar nicht beschlossen ist.

Was bedeutet die Leitzins-Erhöhung für Verbraucher?

Über viele Jahre hinweg lag der Leitzins bei null Prozent oder minimal darüber. Nach der letzten Erhöhung im Mai 2023 beträgt der Zinssatz, zu dem sich Banken Geld von der EZB beschaffen können, 3,75 Prozent.

Parken Banken Kapital bei der EZB, erhalten sie dafür 3,25 Prozent Zinsen. Für Verbraucher macht sich die Leitzins-Erhöhung sowohl bei Finanzierungen als auch beim Sparen bemerkbar.

Baufinanzierung

Das Zinsniveau bestimmt maßgeblich darüber, wie hoch die monatliche Darlehensrate bei einer Immobilienfinanzierung ist. Dabei sind die Bauzinsen in den vergangenen Monaten bereits ordentlich gestiegen. Seit Jahresbeginn 2022 sind sie von knapp einem Prozent auf rund vier Prozent geklettert.

Die Zinssteigerung betrifft nicht nur Verbraucher, die den Kauf oder Bau einer Immobilie planen.

Dass Baufinanzierungen teurer werden, bekommen auch Verbraucher zu spüren, die nach dem Ende der Zinsbindung eine Anschlussfinanzierung brauchen oder laufende Darlehen umschulden müssen.

Sparen

Vor der Zinswende, die im Juli 2022 beschlossen wurde und seitdem sieben Leitzins-Erhöhungen zur Folge hatte, profitierten Kreditnehmer von dem sehr niedrigen Zinsniveau, während Sparer das Nachsehen hatten.

Das ändert sich jetzt insofern, als dass neue, verzinste Geldanlagen wie Tagesgeld, Festgeld oder Sparbriefe durch höhere Zinsen rentabler werden.

Im Unterschied zum Kreditgeschäft, wo Banken Zinserhöhungen umgehend an Kunden weitergeben, erhöhen sie Guthabenzinsen allerdings gar nicht oder nur sehr zögerlich. Verbraucher können zwar zu einem anderen Anbieter wechseln oder sich bei ihrer Bank beschweren.

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Doch selbst wenn Banken die Zinsen für Einlagen heben, liegen sie aktuell nach wie vor deutlich unter der Inflationsrate.

Das angelegte Geld vermehrt sich dadurch auf dem Papier, verliert real jedoch an Wert. Trotzdem kann die Sicherheit solcher Geldanlagen ein klares Pro-Argument sein.

Aktien

Eine häufige Behauptung besagt, dass Zinserhöhungen den Aktienmärkten schaden würden. Das ist so aber nicht richtig. Einen direkten Zusammenhang zwischen der Zinsentwicklung und den Aktienkursen, der immer in identischer Form auftritt, gibt es nicht.

In der Vergangenheit sind die Aktienindizes auch trotz steigender Zinsen bereits deutlich nach oben geklettert.

Generell sollten sich Verbraucher von den Schwankungen an der Börse oder Vorhersagen von Experten nicht verunsichern lassen. Aktien und Aktienfonds sind keine kurzfristigen Geldanlagen, sondern erfordern grundsätzlich einen langfristigen Anlagehorizont.

Warum hat die EZB den Leitzins überhaupt angehoben?

Durch die Erhöhung der Leitzinsen möchte die EZB der Inflation entgegenwirken. Vereinfacht erklärt, soll das wie folgt funktionieren:

Weil Kredite durch steigende Zinsen teurer werden, fahren Unternehmen ihre Investitionen zurück und Verbraucher kaufen weniger ein. Gleichzeitig wird wieder mehr gespart, wenn die Guthabenzinsen steigen.

Dadurch geht die Nachfrage zurück, was dazu führt, dass die Preise sinken oder sich zumindest nicht mehr so stark erhöhen.

Im April 2023 betrug die Inflationsrate in Deutschland 7,2 Prozent. Damit ist sie weiterhin rückläufig und dieser Trend scheint sich auch im Mai 2023 fortzusetzen.

Wie hängt der Leitzins mit der Inflation zusammen?

Von einer Inflation wird gesprochen, wenn nicht nur einzelne Produkte teurer werden, sondern das Preisniveau bei Waren und Dienstleistungen im Allgemeinen steigt.

Weil die Inflationen für einen bestimmten Zeitraum und meist im Vergleich mit den Preisen aus dem Vorjahr ermittelt wird, wird sie auch als Preissteigerungsrate oder Teuerung bezeichnet. Sie zeigt die Abnahme der Kaufkraft und damit den realen Wertverlust des Geldes auf.

Durch die Anpassung der Leitzinsen versucht die EZB, die Preise indirekt zu beeinflussen. Steigt der Leitzins, soll die Nachfrage nach Gütern sinken. Denn wenn die Nachfrage steigt, das Angebot aber gleich bleibt oder abnimmt, klettern die Preise nach oben. Verbraucher haben das zuletzt bei den Kosten für Lebensmittel und Gas zu spüren bekommen.

Angehobene Zinsen sollen dabei helfen, die Preise zu stabilisieren. Theoretisch investieren Unternehmen dann nicht mehr so viel, während Verbraucher weniger kaufen und stattdessen mehr sparen.

Dadurch verschiebt sich das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage, was niedrigere Preise zur Folge hat. Bis eine Zinserhöhung Wirkung zeigt, vergehen aber im Normalfall mehrere Monate. Außerdem reicht alleine die Erhöhung von Zinsen oft nicht aus. Stattdessen sind weitere Maßnahmen notwendig.

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Hier schreiben Marion Kalinski - Deutschlehrerin, Armin Wischhusen - freier Journalist, Christian Gülcan - Redakteur und Inhaber Artdefects Media Verlag, sowie Denise Menke - Inhaberin einer Presseagentur, Canel Gülcan - Studentin Germanistik / Deutsch auf Lehramt. Wir möchten Wissenswertes zu Themen vermitteln, die aktuell in Deutschland sind , sowie diverse Anleitungen und Tipps für Verbraucher, Schule, Studium oder Beruf weitergeben.

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