Bericht: Warum ist Weltraumtourismus problematisch?
Im April 2025 haben sechs Frauen, darunter die US-Sängerin Katy Perry, eine Reise ins All unternommen. Es war zwar nur ein sehr kurzer Trip, denn zwischen Start und Landung vergingen gerade einmal zehn Minuten. Aber in Zukunft könnte sich der Weltraumtourismus ausweiten und irgendwann dann auch für Normalverdiener erschwinglich sein. Nur wäre das eine Entwicklung, die, auch wenn sie in vielen Ohren reizvoll klingen mag, nicht unbedingt erstrebenswert ist.
In diesem Bericht beantworten wir die Frage, warum Weltraumtourismus problematisch ist:
Inhalt
Stars im All
Der Begriff Weltraumtourismus meint, mal eben und nur so zum Spaß ins Weltall zu fliegen. Als erster Weltraumtourist gilt der US-amerikanische Unternehmer Dennis Tito.
Im Jahr 2001 machte er sich für acht Tage auf den Weg zur Internationalen Raumstation ISS. 20 Jahre später begann unter Promis und Reichen der Trend, mit verschiedenen Privatunternehmen ins All zu reisen.
Eine von ihnen ist nun auch die US-Sängerin Katy Perry. Mitte April 2025 flog sie gemeinsam mit fünf weiteren Frauen ins All. Ihr Transportmittel war eine Rakete des Weltraumunternehmens Blue Origin, dessen Chef Amazon-Gründer Jeff Bezos ist.
Das Weltraumabenteuer dauerte zwar nur zehn Minuten. Doch die Zeit reichte der weiblichen Crew aus, um voller Begeisterung etliche „Aaahs“ und „Ooohs“ gen Erde zu schicken.
Mit ihrer Darbietung des Songs „What a Wonderful World“ rührte die Sängerin manch einen Zuschauer im Live-Publikum sogar zu Tränen.
Die US-Sängerin ist aber längst nicht das einzige bekannte Gesicht, das einen Kurztrip in den Weltraum wagte. Vor ihr taten dies schon mehrere Promis. Neben Jeff Bezos selbst gehört dazu zum Beispiel William Shatner.
Der US-Schauspieler, den wir als Captain Kirk aus Star Trek kennen, war bei seinem Trip 90 Jahre alt und ist damit der bislang älteste Mensch überhaupt im Weltraum.
Drei Anbieter für Weltraumreisen
Wer privat ins All fliegen will, muss sich genauso einen Platz in der Rakete reservieren, wie wenn wir als Urlauber einen Flug zum Ferienort buchen. Derzeit gibt es vor allem drei Anbieter im Bereich des Weltraumtourismus. Sie alle haben ihren Sitz in den USA.
Den Anfang machte im Jahr 2000 Jeff Bezos mit seinem Raumfahrtunternehmen Blue Origin, das seinen Schwerpunkt klar auf touristische Flüge ins Weltall legt.
Vier Jahre später gründete der britische Unternehmer Sir Richard Branson Virgin Galactic. Auch dieses Unternehmen zielt auf den Weltraumtourismus ab.
Dazwischen, nämlich im Jahr 2002, gründete Elon Musk das Unternehmen SpaceX. Das Besondere an seinem Unternehmen ist, dass es im Unterschied zu Blue Origin und Virgin Galactic orbitale Raumflüge anbietet.
Orbital bedeutet, dass die Raumkapsel bis in die Umlaufbahn der Erde aufsteigt. Suborbitale Raumkapseln hingegen erreichen die Umlaufbahn der Erde nicht und kehren durch die Gravitationskraft auf die Erde zurück.
Teurer Spaß und schlechte Umweltbilanz
Touristische Weltraumflüge erfüllen zwar vielleicht Kindheitsträume, stehen aber auch in der Kritik. Ein Kritikpunkt dabei ist die Exklusivität. Denn wer ins All fliegen will, braucht neben einer guten Gesundheit und einer ordentlichen Portion Mut vor allem sehr viel Geld.
Wie viel Geld genau, geben die drei Unternehmen zwar öffentlich nicht bekannt. Auf der Webseite von Blue Origin heißt es aber, dass mit dem ersten Antrag auf einen Flug eine Kaution von umgerechnet rund 132.000 Euro fällig wird.
Der endgültige Preis für das Flugticket dürfte demnach um einiges höher sein.
Ein anderer großer Kritikpunkt betrifft Umweltaspekte. Auch Raketen, die wiederverwendbar sind und durch ihren Wasserstoffantrieb nur Sauerstoff und Wasserstoff ausstoßen, können die Umwelt langfristig stark schädigen.
Denn bei der energieintensiven Herstellung des Treibstoffs wird viel CO2 freigesetzt. Dazu kommen die CO2-Emissionen, die bei der Produktion der eigentlichen Rakete, der Herstellung der Geräte, die beim Raketenstart eingesetzt werden, und dem Transport der Materialien und der Leute zum Weltraumbahnhof entstehen.
Der Wasserdampf, den die Raketentriebwerke freisetzen, zerstört das Ozon in der Erdatmosphäre. Außerdem bildet er Wolken, die die Wärmestrahlung auf der Erde zurückhalten. Beides trägt zur Erderwärmung bei.
Treibstoffe mit Kerosin wiederum transportieren CO2 direkt in die obere Erdatmosphäre, wo es bis zu 120 Jahre lang verbleiben kann. Dazu kommen Rußpartikel, die die Erde in der Stratosphäre rund 500-mal wirksamer erwärmen als auf dem Erdboden.
Experten schätzen deshalb, dass ein Weltraumflug pro Passagier ungefähr so schädlich ist wie 150 Fernflüge.
Kein Nutzen
Solche Umweltsünden wären zu relativieren, wenn die privaten Flüge ins All einen Nutzen für die Menschheit hätten. Aber wie schon der Name nahelegt, geht es beim Weltraumtourismus ausschließlich um das persönliche Vergnügen der Teilnehmer.
Bei den Expeditionen der staatlichen Raumfahrtorganisationen sieht die Sache anders aus. Hier steht nicht im Vordergrund, spektakuläre Fotos von der Erde zu machen.
Stattdessen ist die Motivation, neue Erkenntnisse zu gewinnen und mehr über zum Beispiel Muskeln, den Innendruck im menschlichen Auge oder Erkrankungen wie Parkinson zu lernen.
Einen solchen Ansatz verfolgte der Flug, an dem Anfang April 2025 die Elektrotechnik-Doktorandin Rabea Rogge als erste deutsche Frau im All teilnahm.
Den mehrtägigen Flug finanzierte der chinesischstämmige Unternehmer Chun Wang, das Raumschiff stellte SpaceX bereit. Während die Crew an den Erdpolen vorbeiflog, führte sie Untersuchungen und Versuche für 22 Forschungsprojekte aus acht Nationen durch. Darunter war zum Beispiel das erste Röntgenbild, das im All aufgenommen wurde.
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