Bericht: So funktioniert das Reißverschlussverfahren richtig
Jeder Verkehrsteilnehmer kennt es: Auf der Straße gibt es eine Baustelle, durch die eine Fahrspur wegfällt. Viele Autofahrer:innen fangen sofort damit an, sich in die Spur einzufädeln, auf der sie weiterfahren können. Andere Autofahrer:innen hingegen fahren ganz nach vorne, um möglichst lange auf der vermeintlich schnelleren Spur vorbeizufahren und dann zügig einzuscheren.
Die zweite Variante birgt zwar viel Konfliktpotenzial. Tatsächlich ist sie aber die richtige Vorgehensweise. In diesem Bericht erklären wir, wie das sogenannte Reißverschlussverfahren richtig funktioniert:
Inhalt
- 1 Was ist das Reißverschlussverfahren?
- 2 Was steht zum Reißverschlussverfahren in der Straßenverkehrsordnung?
- 3 Welche Verkehrsschilder kündigen ein Reißverschlussverfahren an?
- 4 Was passiert bei einer Missachtung des Reißverschlussverfahrens?
- 5 Wer haftet bei einem Unfall durch das Reißverschlussverfahren?
- 6 Fazit: So funktioniert das Reißverschlussverfahren richtig
Was ist das Reißverschlussverfahren?
Obwohl das Reißverschlussverfahren jedem Autofahrer ein Begriff ist und in der Straßenverkehrsordnung ausdrücklich erwähnt wird, wenden es sehr viele Fahrer:innen falsch an. Beim Reißverschlusssystem fädeln sich Fahrzeuge abwechselnd auf einer Spur ein, so wie auch die Zähne eines Reißverschlusses ineinandergreifen.
Damit sich ein Reißverschluss schließt, müssen sich immer im Wechsel ein Zahn von der linken und der rechten Seite miteinander verhaken. Wird ein Zahn auf einer Seite übersprungen, geht der Reißverschluss nicht mehr richtig zu.
Auf exakt demselben Prinzip beruht das Reißverschlussverfahren auf der Straße. Hier ordnen sich immer abwechselnd ein Fahrzeug von der linken und der rechten Fahrbahn ein.
Diese abwechselnde Fahrweise ist auch sehr sinnvoll. Denn dadurch, dass die Verkehrsteilnehmer:innen auf beiden Spuren so weit wie möglich nach vorne fahren, wird der Platz optimal ausgenutzt.
Der Verkehr fließt weiter, statt sich schon lange vor der Engstelle zu stauen. Wenn aus zwei Spuren eine Fahrbahn wird, fahren viele oft besonders dicht auf. Das strukturierte Einfädeln mittels Reißverschlussverfahren trägt deshalb auch dazu bei, Zusammenstöße und Auffahrunfälle zu vermeiden.
Was steht zum Reißverschlussverfahren in der Straßenverkehrsordnung?
Die Straßenverkehrsordnung (StVO) gibt ausdrücklich vor, wie sich Verkehrsteilnehmer:innen bei einer Straßenverengung zu verhalten haben. In § 7, Abs. 4 StVO heißt es dazu nämlich:
„Ist auf Straßen mit mehreren Fahrstreifen für eine Richtung das durchgehende Befahren eines Fahrstreifens nicht möglich oder endet ein Fahrstreifen, ist den am Weiterfahren gehinderten Fahrzeugen der Übergang auf den benachbarten Fahrstreifen in der Weise zu ermöglichen, dass sich diese Fahrzeuge unmittelbar vor Beginn der Verengung jeweils im Wechsel nach einem auf dem durchgehenden Fahrstreifen fahrenden Fahrzeug einordnen können (Reißverschlussverfahren).“.
Das bedeutet im Klartext, dass Autofahrer:innen erst unmittelbar vor der Verengung die Fahrspur wechseln sollten.
Denn wer sich schon mehrere hundert Meter vorher auf die andere Spur einfädelt, trägt dazu bei, dass der Verkehr unnötig ins Stocken gerät. Vor allem auf der Autobahn kommt es dadurch oft zu einem Stau.
Welche Verkehrsschilder kündigen ein Reißverschlussverfahren an?
Damit alle Verkehrsteilnehmer:innen die Situation frühzeitig erkennen und der Verkehrsfluss trotz verengter Fahrbahn nicht zum Erliegen kommt, weisen Verkehrszeichen auf das Reißverschlussverfahren hin.
Diese Aufgabe können verschiedene Schilder übernehmen:
- Dreieckiges Schild mit roter Umrandung und zwei parallelen, schwarzen Linien: Eine Linie verläuft gerade, während die zweite Linie mittig einknickt. Dieser Knick kündigt die Fahrbahnverengung an.
- Viereckiges, weißes Schild mit zwei schwarzen Pfeilen: Ein Pfeil verläuft senkrecht und zeigt geradeaus. Der zweite Pfeil knickt in der Mitte ab und zeigt in Richtung des geraden Pfeils. Oft steht auf diesem Schild eine Anweisung wie „Reißverschluss“, „Reißverschlussverfahren“ oder „Einfädeln lassen“, manchmal auch ergänzt um eine Meter-Angabe. Dadurch wissen Verkehrsteilnehmer:innen, wann die eine Fahrbahn endet.
- Elektronische Leuchttafel: Endet das Reißverschlussverfahren vor einer Baustelle, steht hier eine weitere Hinweistafel. Dabei handelt es sich oft um eine Platte mit roten und weißen Streifen, die am Ende der Fahrspur positioniert ist. Ein hoch angebrachter Pfeil aus gelben Reflektoren zeigt an, dass spätestens hier der Fahrspurwechsel erfolgen muss. Gleiches gilt für ein niedrig montiertes, rundes, blaues Schild mit einem weißen Pfeil.
Bei allen Schildern zeigt der abknickende Pfeil die Richtung des Reißverschlussverfahrens an. Knickt zum Beispiel der rechte Pfeil nach links ab, fällt die rechte Spur weg und Fahrer:innen auf dieser Spur müssen nach rechts wechseln.
Was passiert bei einer Missachtung des Reißverschlussverfahrens?
Wer das Reißverschlussverfahren ignoriert, riskiert ein Bußgeld. Dieses kann je nach Situation und Folgen unterschiedlich hoch ausfallen. Der Bußgeldkatalog sieht folgende Strafen vor:
Vorfahrt missachtet oder am Hindernis vorbeigefahren | 20 Euro |
… mit Gefährdung | 30 Euro |
… mit Unfallfolge | 35 Euro |
Spurwechsel oder Einordnen ohne Blinken | 10 Euro |
Vorsicht: Wer bei einer Fahrbahnverengung nach dem Reißverschlussverfahren eigentlich an der Reihe wäre, darf keine Lücke erzwingen. Andersherum ist es nicht zulässig, jemanden am Spurwechsel zu hindern. Beides erfüllt den Tatbestand der Nötigung im Straßenverkehr.
Wer haftet bei einem Unfall durch das Reißverschlussverfahren?
Ist bei einer Fahrbahnverengung das Reißverschlussverfahren vorgesehen und kommt es dabei zu einem Unfall, ist derjenige in der Verantwortung, der die Spur gewechselt hat. Denn für alle Verkehrsteilnehmer:innen gilt eine Sorgfaltspflicht.
Es ist nicht erlaubt, auf eine Lücke zu pochen und den Fahrspurwechsel zu erzwingen. Genauso sollte niemand blind darauf vertrauen, dass sich alle anderen Fahrer:innen an das Reißverschlussverfahren halten.
Sollte es gekracht haben, ist sehr wichtig, eine Rettungsgasse zu binden. Gerade an Engstellen zählt jeder Meter, damit die Rettungskräfte möglichst schnell zum Einsatzort durchkommen.
Fazit: So funktioniert das Reißverschlussverfahren richtig
Die drei wichtigsten Punkte beim Reißverschlussverfahren sind diese:
-
Nicht zu früh einordnen: Fahren Sie bis zum Ende der Spur vor und wechseln Sie erst dort den Fahrstreifen.
-
Reißverschluss berücksichtigen: Lassen Sie ein Fahrzeug von der anderen Spur vor sich einscheren.
-
Nur ein Fahrzeug: Das Prinzip des Reißverschlusses sieht vor, dass Sie ein Fahrzeug einfädeln lassen. Lassen Sie hingegen mehrere Fahrzeuge die Spur wechseln, funktioniert das Prinzip nicht mehr und die Gefahr eines Staus steigt.
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