Was ist eine Mediation und wie funktioniert sie?

Was ist eine Mediation und wie funktioniert sie in der Praxis? 

Seit Jahren klagen deutsche Gerichte darüber, dass die Anzahl an Gerichtsverfahren konstant steigt. Dabei müssten keineswegs alle Konflikte vor Gericht ausgetragen werden, denn mit der sogenannten Mediation gibt es durchaus eine Alternative. Eine Mediation ermöglicht, eine Streitigkeit außergerichtlich, schnell und einvernehmlich beizulegen.

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Dabei steht bei einer Mediation im Vordergrund, eine Lösung zu finden, mit der alle Beteiligten gut leben können. Anders als nach einem Richterspruch bleibt somit kein Beigeschmack zurück, wenn sich eine der Parteien ungerecht behandelt fühlt.

Aber was ist eine Mediation genau und wie funktioniert sie in der Praxis?:

Was ist eine Mediation?

Eine Mediation ist eine außergerichtliche Schlichtung, bei der das stattfindende Gespräch von einem Mediator begleitet wird. Anders als bei einem Gericht oder einer Schlichtungsstelle handelt es bei einer Mediation nicht um eine Institution, sondern um ein Verfahren.

Das neue Mediations-Gesetz, das genaugenommen “Gesetz zur Förderung der Mediation und anderer Verfahren der außergerichtlichen Konfliktbeilegung“ heißt, schafft dabei nun auch die rechtliche Grundlage für diese Alternative zum Gerichtsverfahren. Das Wort Mediation selbst stammt aus dem Lateinischen und bedeutet übersetzt Vermittlung.

Das Ziel einer Mediation liegt darin, eine Streitigkeit beizulegen und gleichzeitig eine gerichtliche Auseinandersetzung zu vermeiden. Das freiwillige Verfahren wird von einem Mediator begleitet, der als objektiver Vermittler auftritt und den Beteiligten hilft, den Konflikt einvernehmlich zu lösen. Der Mediator selbst trifft dabei aber keine Entscheidungen, sondern stellt lediglich einen strukturierten Ablauf sicher und unterstützt die Erarbeitung einer Lösung.   

Welche Unterschiede gibt es zwischen einer Mediation und einem Gerichtsverfahren?

Ein Gerichtsverfahren wird dadurch entschieden, dass ein Richter ein Urteil spricht oder mit einem Vergleich einen Kompromiss vorschlägt. In den meisten Fällen ist die Verhandlung öffentlich und der Termin, an dem die Verhandlung stattfindet, wird vom Gericht festgelegt.

Bei einer Mediation gibt es niemanden, der wie ein Richter eine Entscheidung trifft, sondern die Beteiligten erarbeiten selbst eine Lösung, mit der alle einverstanden sind. Zudem ist die Mediation ein freiwilliges Verfahren. Die Beteiligen sind nicht dazu verpflichtet, daran teilzunehmen, und legen die Inhalte, den Umfang und den zeitlichen Rahmen selbst fest.

Anders als ein Gerichtsverfahren ist eine Mediation zudem nicht öffentlich. Das Verfahren findet also nicht vor Publikum statt und alle Beteiligten verpflichten sich, sowohl über die besprochenen Inhalte als auch über die getroffenen Vereinbarungen Stillschweigen zu bewahren.  

Wodurch kennzeichnet sich eine Mediation?

Bei einer Mediation erarbeiten die Beteiligten eine Lösung, indem sie die Probleme, die die wahren Ursachen für den Konflikt sind, zusammentragen, analysieren und besprechen. Dadurch kann häufig erreicht werden, dass das Verständnis für die Gegenseite wächst und die mitunter verhärteten Fronten aufgeweicht werden.

Das Aufarbeiten der eigentlichen Gründe für die Streitigkeiten und das Erkennen von möglichen Missverständnissen ermöglicht vielfach, den Konflikt einvernehmlich beizulegen.

Dabei basiert eine Mediation auf sechs Grundsätzen:

1.       Eigenverantwortlichkeit.

Der Mediator vermittelt zwar zwischen den Beteiligten und steuert den Ablauf des Verfahrens, schlägt selbst aber keine Lösungen vor. Diese erarbeiten die Beteiligten selbst, was zur Folge hat, dass die gefundene Lösung von allen akzeptiert wird.

2.       Freiwilligkeit.

Die Mediation ist ein komplett freiwilliges Verfahren. Jeder Beteiligte kann selbst entscheiden, ob er teilnimmt oder ob nicht. Zudem kann er das Verfahren jederzeit auch wieder abbrechen und sich doch für ein Gerichtsverfahren entscheiden.

3.       Informiertheit.

Eine Lösung, mit der alle Beteiligten gut leben können, ist letztlich nur dann möglich, wenn alle Fakten auf den Tisch kommen und sämtliche Aspekte Beachtung finden.

4.       Ergebnisoffenheit.

Im Rahmen einer Mediation werden nicht nur rechtliche Aspekte und vordergründige Streitpunkte berücksichtigt, sondern auch die Hintergründe für den Konflikt besprochen. Voraussetzung für ein erfolgreiches Verfahren ist deshalb, dass alle Beteiligten die Bereitschaft zeigen, miteinander zu diskutieren und eine Lösung zu erarbeiten, die die Interessen aller würdigt.

5.       Vertraulichkeit.

Eine Mediation findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt und alle Beteiligten verpflichten sich zur Verschwiegenheit.

6.       Allparteilichkeit.

Der Mediator tritt als neutraler Vermittler auf, der alle Beteiligten in gleichem Maße unterstützt.  

Wie läuft eine Mediation ab?

Eine Mediation gliedert sich in mehrere Abschnitte. Am Anfang steht eine Vorbereitungsphase, in der zum einen festgelegt wird, um was es in dem Verfahren geht. Zum anderen werden die Beteiligten über den Ablauf sowie über die Rolle und die Aufgaben des Mediators informiert. Als nächstes werden die Streitpunkte und Sachverhalte zusammengetragen, die aus Sicht der Beteiligten für den Konflikt relevant sind, die Inhalt des Verfahrens sein und für die Vereinbarungen getroffen werden sollen. Daran schließt sich die eigentliche Bearbeitung des Problems an.

Das bedeutet, die Beteiligten stellen den Konflikt aus ihrer Sicht dar, tauschen Informationen aus und diskutieren miteinander. Der Mediator unterstützt die Parteien dabei, miteinander ins Gespräch zu kommen, wobei er versucht, die Gespräche auch auf die Hintergründe und Ziele zu lenken. Sind die Interessen geklärt und die Streitpunkte besprochen, werden die Inhalte systematisch aufgearbeitet. Lösungen, die dabei gefunden werden, werden zunächst wertungsfrei zusammengetragen.

Anschließend werden die Lösungen beurteilt und verhandelt. Auch hier tritt der Mediator wieder als Vermittler auf und hinterfragt zusammen mit den Beteiligten, ob die gefundenen Lösungen umsetzbar sind und die zuvor aufgedeckten Streitpunkte tatsächlich aus der Welt schaffen. Im letzten Schritt wird eine schriftliche Vereinbarung aufgesetzt, die die Lösungen, deren Umsetzung sowie eventuelle Fristen konkret festlegt.    

Eignet sich die Mediation bei jedem Konflikt?

Eine Mediation kommt grundsätzlich immer dann in Frage, wenn die Beteiligten einen Streit dauerhaft beilegen möchten, ohne dafür ein Gericht einzuschalten. Vor allem bei Konflikten in der Nachbarschaft, am Arbeitsplatz oder im privaten Umfeld kann die Mediation zu einer Lösung führen, die beide Parteien akzeptieren und die damit die Basis für ein einvernehmliches Miteinander in der Zukunft schafft.

Scheitern die Gespräche, steht der Rechtsweg schließlich nach wie vor offen. Sinnvoll kann eine Mediation aber auch dann sein, wenn ein gewisser Zeitdruck herrscht. Anders als ein Gerichtsverfahren, das sich oft über einen langen Zeitraum hinzieht, ist ein Gesprächstermin oft deutlich schneller gefunden. Sind die Beteiligten tatsächlich an einer Lösung interessiert, lässt sich auch ein Streit meist recht zeitnah klären.

Bewährt hat sich die Mediation aber auch bei solchen Fällen, bei denen das Kosten- oder Prozessrisiko nur schwer einzuschätzen ist oder bei denen es um Konflikte über Landesgrenzen hinweg geht.

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