Ratgeberberichte im Journalismus

Informationen zu Ratgeberberichten im Journalismus 

Unter den Sammelbegriff Ratgeberberichte im Journalismus fallen solche Texte, die das Ziel verfolgen, den Lesern, Zuhörern oder Zuschauern Lösungen für Fragestellungen und Problemsituationen zu präsentieren.

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Im Unterschied zum Informationsjournalismus, bei dem es primär um die Weitergabe von Informationen geht, stehen bei Ratgeberberichten konkrete Lösungsansätze im Vordergrund. 

Insofern ergibt sich eine enge Verwandtschaft mit dem Nutzwertjournalismus und sofern sich die thematisierten Probleme mit Konsumentenfragen beschäftigen, ist auch eine gewisse Nähe zum Verbraucherjournalismus gegeben.   

Die Verbreitung von Ratgeberberichten im Journalismus

Sowohl Print- als auch Online-Medien weiten ihr Angebot an Seiten, Beilagen oder Serien mit Ratgebercharakter aus. So finden sich beispielsweise sowohl in Zeitungen als auch in Zeitschriften und Illustrierten Sparten, die sich rein auf Ratgeberberichte konzentrieren.

Verfasser dieser Berichte sind üblicherweise Fachredakteure, die sich mit eher allgemeinen und weitgefassten Themenfeldern wie beispielsweise Wellness, Reise oder Leben und Wohnen oder mit strenger abgegrenzten Themenfeldern wie etwa Erziehung, Recht oder Gesundheit beschäftigen. Daneben gibt es Special-Interest-Magazine, die ihren Fokus auf nur ein einziges Themengebiet legen und so auch nur eine konkrete Zielgruppe ansprechen. 

In Rundfunk und Fernsehen haben sich ebenfalls Ratgeberformate etabliert. Auch hier gibt es sowohl Ratgebermagazine, die sich mit alltäglichen Fragen und Problematiken des Alltag aus unterschiedlichen Bereichen befassen, als auch Ratgebermagazine, die nur einen einzigen Bereich thematisieren, beispielsweise Kindererziehung, Gesundheit, Recht oder Finanzen. Teilweise werden die Ratgeberberichte in kompakter Form dann auch per Internet-, SMS- oder Faxabruf zur Verfügung gestellt.  

Die Entwicklung von Ratgeberberichten im Journalismus

Während früher Verhaltensmuster und Lebensstile stark von religiösen Werten geprägt waren, führten die zunehmende Verweltlichung und markante Wandel im sozialen Leben zu der Suche nach neuen Mustern.

In diesem Zuge übernahmen Massenmedien schon sehr früh die Rolle von aufklärenden Leitfäden, die in einer gelungenen Kombination aus Unterrichtung und Unterhaltung Ratschläge aller Art gaben. Ein Beispiel hierfür ist die Moralische Wochenzeitschrift, eine Zeitschrift aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, die die Ideen der Aufklärung verbreitete und dabei umfassende Praxistipps vermittelte, angefangen beim Umgang von Mann und Frau miteinander bis hin zum richtigen Einsatz von Waren und Produkten.

Im Verlauf der Zeit gab es dann immer wieder neue Entwicklungen, die von Ratgeberformaten aufgegriffen wurden. Als Beispiel sei hier die Lockerung der sexuellen Sitten genannt, die ein Format wie das Dr.Sommer-Team der Jugendzeitschrift Bravo ins Leben rief.

Bis heute ist dieser Trend ungebrochen und auch wenn oder vielleicht gerade weil sich die Problematiken mittlerweile verändert haben, so ist der Bedarf an Orientierungshilfen ausgesprochen groß.    

Die Themen von journalistischen Ratgeberberichten

Durch Ratgeberberichte dringt der Journalismus in Bereiche vor, die bis dahin als privat und nicht für die Öffentlichkeit bestimmt angesehen wurden. Im Unterschied zum klassischen Nachrichtenjournalismus, dessen Themen sich auf Politik, Wirtschaft, Sport und Kultur beschränken, thematisiert der Ratgeberjournalismus Themenfelder wie Familie, Ehe, Sexualität, Religion, Gesundheit oder Finanzen. Dabei werden die Probleme und Fragenstellungen in erster Linie nach der potenziellen Massenrelevanz ausgewählt.

Das bedeutet, es werden solche Themen bearbeitet, die ein breites Publikum betreffen und die Lösungsansätze werden so aufbereitet, dass möglichst viele Nutzer Rückschlüsse für sich daraus ziehen können.

Es geht bei Ratgeberberichten also vorrangig darum, Probleme zu definieren, zu verdeutlichen und Verfahren aufzuzeigen, die ein eigenständiges Lösen und Bewältigen angewandt auf die individuelle Situation ermöglichen.  

Die Konzepte von Ratgeberberichten

Je nach dem, welche Rolle Journalisten und Nutzer einnehmen, lassen sich die Konzepte von journalistischen Ratgeberberichten in vier Varianten einteilen:

1.       Der Journalist wählt eine Fragestellung oder ein Problem aus, definiert es, erläutert Ursachen und Konsequenzen und erarbeitet Lösungsvorschläge. Auf diesem Konzept basieren Ratgeberberichte von beispielsweise Wissenschaftlern, Ärzten, Anwälten oder Köchen, die ihre Berichte auf Erfahrungen, Ergebnissen oder Rezepten stützen, dabei aber nicht in einen Dialog mit dem Nutzer treten. 

2.       Der Nutzer definiert und beschreibt ein Problem oder eine Fragestellung, der Journalist erarbeitet die Lösungsansätze. Hierunter fallen alle die Formate, bei denen Nutzer um Ratschläge, Tipps oder konkrete Hilfe bitten und bei denen Experten dann hilfreich zur Seite stehen.

3.       Der Journalist definiert ein Problem, der Nutzer erarbeitet die Lösung. Bei diesen Formaten werden die Themen von den Medien vorgegeben und Betroffene werden gebeten, sich zu melden und über ihre Erfahrungen zu berichten. Ein typisches Beispiel hierfür sind Talkshows, bei denen nach Personen gesucht wird, die über ihr Problem berichten.

4.       Der Nutzer definiert das Problem und erarbeitet die Lösung. Bei diesem Format helfen sich die Nutzer gegenseitig, indem sie ihre eigenen Erfahrungen untereinander austauschen. Der Journalist übernimmt in diesem Fall lediglich die Rolle des Vermittlers, der Ratsuchende und Ratgebende zusammenbringt. 

Kritik an Ratgeberichten im Journalismus

Einer der großen Kritikpunkte besteht darin, dass vor allem im Fernsehen weniger die Hilfestellung als vielmehr die Unterhaltung des Publikums auf Kosten anderer im Vordergrund steht. Zudem werden in Massenmedien nur solche Problematiken thematisiert, die entsprechende Auflagen oder Einschaltquoten versprechen.

Eine individuelle Beratung ist insofern nicht möglich, wenngleich sich Ratgeberberichte in erster Linie auch als Leitfaden zur Selbsthilfe verstehen. In vielen Fällen ist die Hemmschwelle von Betroffenen niedriger, sich rat- oder hilfesuchend an Massenmedien zu wenden, da sie sich hiervon eine schnelle, kostengünstige und unverbindliche Hilfe versprechen, die oft auch die Anonymität wahrt.

Allerdings können Journalisten nicht immer Experten in entsprechenden Institutionen ersetzen und vor allem wenn bestimmte Produkte als Lösungsvorschläge empfohlen werden, kann rasch der Verdacht der Schleichwerbung aufkommen.

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